Linde Burkhardt Texte

Alvaro Siza zur Eröffnung der Ausstellung PERCURSOS von Linde Burkhardt in Matosinhos, am 18.02.2012

2012

„Es war ein glückliches Projekt, es ist gut gegangen.

Linde hat gesagt, dass sie nichts erfunden habe, aber in Wirklichkeit hat sie etwas erfunden. Was ich hier sehe, sind Objekte wie ich sie nie gesehen habe. Sie sind wie Personen oder sehr besondere menschliche Wesen. Zu Beginn erscheinen sie seltsam, aber wenn man sie länger betrachtet scheinen Sie zur Familie zu gehören.

Linde glaubt nichts erfunden zu haben, weil sie in Wirklichkeit die Fähigkeit hat Neues aus dem zu erfinden was schon existiert. Linde gehörte zu den Menschen die Kunst aus einem Kontinuum heraus erarbeiten. Ihr Werk hat eine Vergangenheit und eine Gegenwart , das ist eine Garantie für die Zukunft.

Diese Art zu arbeiten gefällt mir. Es erscheint mir kein Zufall, dass der Gedanke an diese Ausstellung schon vor vielen Jahren aufgetaucht ist, als wir gemeinsam den Minho besuchten und dort portugiesische, regionale Architektur und auch einige kunsthandwerkliche Objekte gesehen haben.

Eines Tages hat Linde mich gefragt: „Wir möchten gerne mit schwarzer Erde arbeiten. … Wohin sollen wir gehen?“ Ich kenne die Keramikorte nicht gut, aber mit Hilfe von Freunden habe ich mich informiert. Linde und Francois sind dann zu mir gekommen. Ich selbst konnte die Beiden nicht begleiten, denn es wurde eine lange Forschungsarbeit mit vielen Reisen. Mit Bussen und Zügen sind sie ins Trás-os-Montes und ins Beiras gefahren und haben schließlich die beiden Keramiker ausgewählt die die Arbeiten, die Linde sich ausgedacht hatte, realisiert haben.

Es ist sehr interessant, weil diese ungewöhnlichen Objekte genauso hergestellt wurden wie die traditionellen Objekte: Teller, Schüsseln etc. Nur sind die verschiedenen Komponenten auf eine ganz spezielle Art zusammengesetzt: die Wirkung der einzelnen Elemente wird durch die Verbindungen erheblich gesteigert oder sie führen dazu, dass die entstehenden Bilder zu Metaphern werden. Ich denke da zum Beispiel an die Wolke aus Straussenfedern.

Linde hat also so sehr unterschiedliche Materialien eingesetzt und es ist ihr gelungen, Figuren mit starker Persönlichkeit zu schaffen.

Diese Ausstellung geht noch nach Lissabon in das Design Center und sicher auch noch an andere Orte.

Ich persönlich bin Linde und Francois sehr dankbar dafür, dass sie nach Portugal gekommen sind, um mit diesem Material zu arbeiten, denn wenn man heute von Keramik spricht, wird das oft fast als Beleidigung verstanden. Sie haben die Keramik mit ihrer Arbeit verändert, indem sie ihr einen anderen Wert gegeben haben der sie offen macht für Neues.

Vor einiger Zeit habe ich zu Linde gesagt, dass ich verflixt eifersüchtig bin, weil ich nicht als erster daran gedacht habe, mit der schwarzen Keramik zu arbeiten, aber eines Tages werde ich das tun.

Vielen Dank!“