Linde Burkhardt Texte

In Due: Accaio + Ceramica
(Auszug)

2001

Ettore Sottsass

Ich habe immer gedacht, dass es interessant sein müsste, verschiedene Materialien zu verbinden: Dadurch entsteht eine gewisse Energie – so wie in der Batterie von Volta. […] Alle Materialien haben Bedeutungen, unterschiedliche Bedeutungen, manchmal unklar, manchmal deutlicher: Bedeutungen, die ablehnend oder zustimmend sind, die sich auf Nostalgien oder Hoffnungen beziehen, die aus Bildung oder Unwissenheit entstehen, aus dem Bedürfnis zu beschützen oder die Lust auf Aggression.

Wir bringen eigentlich immer verschiedene Materialien zusammen: meist aus praktischen Gründen, manchmal jedoch weil wir wissen, dass wir eine Art „Erzählung“ entwerfen wollen, und deshalb geben wir den Materialien Bedeutungen, die mehr oder weniger präzise, oft zweideutig, oft kompliziert sind und an den Dingen haften, die wir zeichnen.

Ich denke, dass Linde so entwirft, wie sie es getan hat, um ihren Objekten Bedeutungen zu geben, die zum Beispiel die Existenz der antiken Terrakotta, (weich, zerbrechlich, staubig, matt, die sie manchmal durch Gravierungen noch matter erscheinen lässt), mit der flüchtigen, nicht fassbaren Härte des Stahls kombiniert, die deshalb nicht fassbar ist, weil der Stahl seine Umgebung teilweise spiegelt und zerstört. Die Darstellung der beiden Materialien bedeutet auch eine Darstellung ihrer „Gewichte“: Der Stahl existiert eigentlich gar nicht, er wird Spiegel und Licht. Die Terrakotta ist schwer, sehr schwer, weil auch ihr Alter wiegt.

Das fast völlige Fehlen von Farbe zwingt die Erzählung oder die Geschichten in ganz präzise Grenzen: Sie lässt nicht zu viel Raum für sinnliches Abschweifen, gibt glatten, sentimentalen Interpretationen nicht zu viel Raum. Das Ergebnis ist einfach: trocken, etwas heftig, aber auf alle Fälle faszinierend. […]